1856 kam der Paläontologe Oswald Heer nach Wangen, um die Steinbrüche zu besuchen. Heer hat sich um die Erforschung der Öhninger Schichten verdient gemacht. Als Löhle ihm seine Funde zeigte, sah Heer sofort eine Übereinstimmung mit Funden, die man 1854 in Meilen am Zürisee gemacht hatte. Heer vermittelte einen Kontakt zu Dr. Ferdinand Keller in ZH, dem Präsidenten der Antiquarischen Gesellschaft der Schweiz, der 1854 den ersten Pfahlbaubericht veröffentlichte.

Zwischen Keller und Löhle entwickelte sich eine enge Freundschaft, Keller vermittelte dem Bauern die nötigen Kenntnisse und regte ihn an, ab 1856 planmäßig auf der "Pfahlbaute" zu graben und die Funde systematisch zu sammeln. Bis 1875 sind 92 Briefe Löhles an Keller erhalten, daneben fanden fast jährlich gegenseitige Besuche statt.


Oswald Heer                                                    Ferdinand Keller

Dieser Ferdinand Keller hat ihn in jeder Hinsicht gefördert. Ihm verdankt Kaspar Löhle seine Entwicklung als Forscher. Der badische Landeskonservator A. v. Bayer hat ihn gefordert, indem er ihm nach deprimierendem Anfang viele Funde (zu mäßigem Preis) abkaufte und Forschungsaufträge erteilte. V. Bayer schickte ausführliche Fragebogen, fordert einen ausführlichen Bericht über Löhles Ideen zur Seehöhe zur Pfahlbauzeit, Rheinfall, Siedlungsentwicklung (8S. MS), schickt ihn zur Überprüfung von Grabungen in Markelfingen…

Als dritte Persönlichkeit wäre noch der Verwalter des Hohenzollerischen Kulturguts in Sigmaringen, Baron v. Mayenfisch, zu nennen, der Löhle Kontakte zu Museen in Nürnberg, Berlin, Schwerin… vermittelte, an die er Funde verkaufen konnte. Die heute sehr wertvollen Funde machten Löhle jedoch nicht reich.

Geheimhaltung war Löhles große Sorge - auch damals gab es schon genügend Sammler und "Forscher", die sich durch eigene Funde bereichern wollten. So war es Löhles Bestreben, möglichst verdeckt und unerkannt zu graben und keine Spuren zu hinterlassen. So schreibt er am 26.2.58 an Dr. Keller: "Wenn Sie sollten dieses Frühjahr auf der einen oder andren Stelle Nachgrabungen vornehmen, wäre meine Ansicht, dass wenn Sie angenommen in Ermatingen graben, durchaus die andern Stellen nicht berühren, sondern ganz unbeachtet belassen. Sie wissen, dass ich mich zwei Jahre mit dieser Sache beschäftige, und heute weiß in unserm Orte noch niemand, was ich eigentlich suche. Ich beobachte die Weise, wenn ich etwas ausgrabe, verborgen solches allzeit, und lasse immer Knochen sichtbar liegen. Kommt jemand und fragt mich, so weiß ich ihnen schon zu antworten."

Verkauf der Funde

Löhle führte genau Buch über seine Funde, wem er was wann angeboten hat. Seine Briefentwürfe zeigen großes Bemühen um die richtige Formulierung: Streichungen, Einfügungen, Verbesserungen, Neuformulierungen…

Ein armer Bauer war auf Entschädigung seiner Forschungsarbeit angewiesen, wurde von den zuständigen Stellen aber auf deutlichen Abstand gehalten. Nach Beginn der systematischen Grabungen war es wichtig, engen Kontakt zu Regierung und wiss. Instituten zu schaffen und zu halten. Gerade da hatte Löhle große Schwierigkeiten zu überwinden. Außer Dr. Keller in ZH und später Baron v. Mayenfisch in Sigmaringen fand er keine Förderer. Eine interessante Episode ist sein Versuch, Kontakt zur Bad. Regierung aufzunehmen:
Über den Hauptzollamtsassistenten Benz, den als früheren Angestellten auf Marbach kannte, schickte er am 1. Mai 1857 eine Kiste mit 143 Funden (Gewicht 2 ½ Ztr.) an den Landeskonservator A. v. Bayer (den ich schon erwähnte) in Karlsruhe, (Preis 100 Fr) der sie an das Innenministerium zur Begutachtung weiterreichte und den Preis auf 40 Fr heruntersetzte.

10.6.1857 Bayer an Gr. Intendanz:
… von einem Landmann namens Löhle Grabungen veranstaltet, und eine sehr erhebliche Ausbeute von uralten Steinwerkzeugen … zu Tage ge-bracht. …. Wir veranlassten allsobald Vorlage des Fundes u. ausführl. Fundbericht. Gr. Intendanz möge es nun belieben, den Fund einzusehen und Erwerbung zum Preis von ca. 40 Fr. zu genehmigen, da er in wiss. Hinsicht von großer Bedeutung ist

28. 6. und 17. 7. 57 Bayer an Benz Nicht die Meinung Bayers, sondern Bescheid der Intendanz! Da wir für den Fund eine höhere Vergütung als diese an sich nicht von wiss. Wert und nur von hist. Bedeutung nicht erhalten konnten. Ihres hohen Alters wegen, nicht aber als Gegenstände einer höheren Kultur interessant. 60 Steinkeile sind nie mehr wert als ein Exemplar allein.
Wenn Unkundige auf Erdfunde graben, können sie nicht den Wert des Gefundenen bestimmen - wir zahlen nur 25 Fr. Wir behalten nur gute Einzelexemplare, der Rest geht zurück.

Die Regierung ist zwar sehr interessiert, fordert genaue Beschreibung des Fundstelle, lässt diese mit Hilfe Löhles vermessen. Der Geometer Zamponi erhält 22 Fr, Löhle wagt für seine Mitarbeit - ohne die das Terrain gar nicht hätte vermessen werden können - 3 ½ Fr zu fordern. Ob er sie je erhielt, ist ungewiss. "Überlasse Ihrer Billigkeit" schreibt er dazu. V. Bayer lässt das Terrain vermessen, kommt bald persönlich, um die Stelle zu besichtigen. Schickt eine Karte, in die Löhle alle nun gefundenen Pfahlbaustellen am Untersee einträgt und beschreibt.

Wangen am 20tn Sept 1857
Geehrtester Hr.Benz!
"daß ich das verehrliche Schreiben Von Karlsruhe welches Sie mir nebst Jhrer Auf beigesetzen Anmerkung in der Weise beantwortet haben, daß ich die fraglichen Alterthümer ein Stück von jeder Sorte Nämlich die Aus-wahl für daß Angebot zu 25 fr belaßen wolle, q [s. Einfügung am Rand] und weil mir, wie im Schreiben gesagt, sämtlich übrigen zur Verfügung belaßen sein, habe ich hiefür 5 f verlangt sollte wären aber diese nicht hinten annehmbar sein wolle, i q so erkläre ich mich kurz auf folgende Weise, ich verlange für den ganzen Rest der Fundstücke 5 f ist d sollte dieß aber nicht annehmbar sein, so schenke ich dieselben der Großh: Alterthums Samlung als Eigenthum, um dieser Sache ein Ende zu machen."

Schließlich schenkt Löhle die restlichen Funde der Großh. Altertumskammer in Baden, die sich erfreut bedankt.