Vom Korn der frühen Jahre - 7000 Jahre Ackerbau und Kulturlandschaft

Nahezu unendliche Wälder prägten vor 7000 Jahren die Landschaft Südwestdeutschlands. Nur an wenigen Stellen war diese unwegsame Wildnis von kleinen "kultivierten" Inseln durchbrochen - die ersten Eingriffe des Menschen in eine bis dahin ursprüngliche Naturlandschaft. Doch nach und nach wurde diese, den menschlichen Bedürfnissen entsprechend, durchgreifend und unumkehrbar neu gestaltet. Rodungen und Viehtrieb veränderten das Waldbild, Bodenerosionen führten daraufhin zur Auffüllung von Tälern und auf den freien Flächen breiteten sich lichtliebende Pflanzen aus.

Auf den jungsteinzeitlichen Feldern gediehen Emmer und Einkorn; daneben sicherten Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen sowie Öl- und Faserpflanzen eine weitgehend ausgewogene Ernährung. Zunehmend wurde der Mensch zum "Selbstversorger" - die Produktion der Lebensmittel lag von nun an in den eigenen Händen, behaftet mit allen Vorteilen und Risiken.



Rund 25 Jahre Forschungstätigkeit im archäobotanischen Labor des Landesamtes für Denkmalpflege wurden in der Ausstellung zusammengetragen. Dabei kamen erstmals auch experimentelle Verfahren zum Einsatz, die ein gänzlich neues Bild der jungsteinzeitlichen Nahrungsversorgung entwerfen: Im nordwürttembergischen Forchtenberg werden seit über 10 Jahren Anbauversuche zur jungsteinzeitlichen Landnutzung im "Wald-Feldbau-Verfahren" durchgeführt und dabei überraschend hohe Ernteerträge erzielt.

Neuere Forschungen und Modellrechnungen belegen den Wandel von unterschiedlichen Wirtschaftskonzepten über die Jahrtausende, beschreiben die sich stetig ändernden klimatischen und ökologischen Bedingungen und zeichnen so ein äußerst detailgetreues Bild über die Entwicklung unserer Kulturlandschaft und den darin wirtschaftenden Menschen während der vergangenen 7000 Jahre.



Die Sonderausstellung "Vom Korn der frühen Jahre" zeigt die eng miteinander verflochtene Geschichte von Ackerbau und Viehhaltung und die Entwicklung unserer Kulturlandschaft von der Jungsteinzeit bis zur frühen Neuzeit, veranschaulicht mit zahlreichen Originalfunden und lebensgroßen Modellen die analytische Vorgehensweise der Archäobotanik und stützt sich dabei auf die Ergebnisse der aktuellen Forschung in Baden-Württemberg.